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Wann bin ich bereit für ein zweites Kind?

Entscheidungshilfe zweites Kind

Bevor ich Mama wurde, dachte ich mir, dass ich später einmal zwei Kinder haben möchte und diese dann relativ zügig hintereinander. Ich selbst habe einen engen Altersabstand zu meinem großen Bruder und fand das immer ganz toll. Eineinhalb Jahre Unterschied erschien mir daher ideal. Die Spielwelten von meinem Bruder und mir waren dadurch sehr ähnlich. Wir haben zusammen Höhlen gebaut, Gummibären-Bande geschaut, haben uns im Kindergarten Sicherheit in derselben Gruppe gegeben und waren auch sonst ein gutes Team. Das ist bis heute so geblieben. Nicht, dass das alles mit einem größeren Altersabstand nicht auch möglich wäre, die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder harmonischer ticken, da sie altersgleichere Interessen haben ist in meinen Augen jedoch gegeben.

Jedenfalls konnte ich mir damals ein Einzelkind nicht vorstellen, gerade durch meine intensive, eigene Geschwistererfahrung. Es ist einfach ein unbeschreibliches Band, das zwischen Geschwistern entstehen kann, das ich meinen Kindern nie vorenthalten wollte.

Als dann mein Kleiner auf der Welt war und mein Körper sich regeneriert hatte, wartete ich also darauf, dass sich der Wunsch nach einem zweiten Kind einstellt bzw. das Signal, dass mein Körper und ich jetzt bereit dafür sind, das zweite Kind zu bekommen. Im Freundeskreis mehrten sich schon die Nachrichten, dass Kind Nummer zwei unterwegs sei. Die Familien, die vor uns mit der Familienplanung angefangen hatten, zählten schon längst mindestens zwei Kids. Doch nix passierte in mir, außer, dass sich der Druck ein weiteres Kind bekommen zu wollen weiter aufbaute.

Viele sagten mir zu der Zeit, dass es bei ihnen auch länger gedauert hat, bis es soweit war. Bei den meisten kam der Zeitpunkt für den Nachwuchs nach zwei Jahren. Aber auch nach zwei Jahren hörte ich keine innere Stimme in mir, die mir sagte, jetzt kann’s losgehen. Auch nach zwei Jahren lösten Schwangerschaftsbäuche und Familien mit Neugeborenen nichts positives oder sehnsuchtsvolles in mir aus.

Wann bin ich bereit für ein zweites Kind?

Erst nach fast drei Jahren, hatte ich das Gefühl, dass die Tür für ein weiteres Kind langsam aufging. Ich begann, frisch gebackene Mütter neidvoll anzuschauen, wie sie ihr Baby in der Trage eng an sich trugen. Ich hatte Lust, die innige Stillbeziehung wieder zu erleben, die im ersten Jahr ganz besonders ist. Ich hatte Lust wieder schwanger zu sein und das Wunder nochmal zu erleben, wie ein Lebewesen in einem heranwächst. Mein Körper war bereit, das habe ich gespürt. Zumindest redete er sich das ein und vergaß dabei die Augenringe, die ihn seit drei Jahren zeichneten.

Mein mentales Ich sah das auch ein wenig anders. Das wollte lieber die neu gewonnene Autonomie weiter auskosten, ja, es hatte sogar eher Pläne, diese noch weiter auszuweiten, anstatt noch weiter fremdbestimmt zu werden.

Auch das Herz meldete sich zu Wort. Es hatte Sorge, dass eine weitere so starke Liebe in meinem Leben das Mögliche sprengen würde. Wieviel Liebe hält ein Herz aus? Ich schaue den Kleinen nur an und mein Herz hüpft als gäb’s kein Morgen mehr. Andererseits, kann man zuviel Liebe in seinem Leben haben? Platz für beide Kinder wäre im Herz vorhanden, versicherten mir alle Mehrfachmamas. Man liebe beide auf eine ganz individuelle Art. Klingt gut, bereit dafür war und bin ich nicht.

Ein weiterer Asprekt, der mich immer wieder zurückrudern lässt ist auch die Tatsache, das bei Nummer 1 alles gut geklappt hat. Egal ob schwanger werden, schwanger sein oder die Geburt. Es war alles im Flow und ist einfach so passiert, ohne große Beeinträchtigungen oder Schwierigkeiten. Manchmal war mir das schon unheimlich, wie easy das alles bei uns geklappt hat. Mein Kleiner kam gesund zur Welt, das Stillen hat von Anfang an geklappt und er entwickelt sich prächtig. Will ich das Schicksal wirklich nochmal herausfordern?

Zweites Kind, ja oder nein?

Und dann ist da ja auch noch der Partner, der ein Wort mitzureden hat. Zugegeben, hätte mein Freund zu der Zeit, als mein Körper die starken Signale für ein Geschwisterchen gesendet hatte, gesagt, lass machen. Dann denke ich, würde der Blog jetzt heißen „komplett zu viert“. Ich denke auch, dass man das dann natürlich alles wuppen und die Bedenken gegenüber einem zweiten Kind sich dann von selbst erledigen würden. Man funktioniert dann einfach und der Mensch ist auch so gepolt, dass er sich schnell an neue Begebenheiten gewöhnt. Der Kindsvater ist allerdings noch zögerlicher als ich bei dem Thema, wie viele andere Väter auch. Und das ist auch völlig in Ordnung. Die Gründe unseres Zögerns habe ich bereits im ersten Blogartikel geschildert und möchte sie daher hier nicht noch einmal wiederholen.

Um nun aber die Frage des Blogbeitrags zusammenfassend zu beantworten:

Ich konnte mir tatsächlich erst nach drei Jahren ein weiteres Kind vorstellen und mein Körper hat wie beschrieben entsprechende Signale gesendet. Ein Ziehen im Bauch beim Anblick von Neugeborenen, sehnsuchtsvolles Durchblättern des Mutterpasses mit dem Wunsch das alles nochmal zu erleben, Enttäuschung bei Einsetzen der Periode, und so weiter. Mach dich also nicht verrückt, wenn es bei dir auch etwas länger dauert als bei anderen. Das sind ganz individuelle Prozesse, in die verschiedenste Einflussfaktoren hineinwirken. Lass dich aber nicht nur von deinem Körper mit all seinen Hormoncocktails leiten. Höre ganz tief in dich hinein, spreche ausgiebig mit deinem Partner über das gemeinsame Familienbild und eure Wünsche. Und lass dich auch nicht vom gesellschaftlichen Stereotyp der Familie, Mama, Papa und zwei Kinder, unter Druck setzen. Alles kann, nix muss, das gilt auch für die Familienplanung.

Wo stehst du gerade? Seid ihr schon komplett? Wenn ja, wieviele machen euch komplett?

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