Seit es sich in mir mehr und mehr manifestiert, Einzelkindmama zu bleiben, suche ich bewusst oder unbewusst nach Bestätigung darin. Neben dem Ausschau halten nach Familien mit gleichem Kindermodell, zählt dazu auch, mir die Vorteile eines Einzelkinds zu vergegenwärtigen.
Einige Studien haben tatsächlich herausgefunden, dass Eltern mit nur einem Kind zufriedener und glücklicher sind als Familien mit mehreren Kindern. Auch wenn man das nicht zu hoch hängen sollte, dafür begegnen mir viel zu viele sehr glückliche Großfamilien. Trotzdem ist sicherlich etwas dran an den Studienergebnissen, zumindest in den ersten Jahren der Elternschaft.
Warum sind Eltern mit einem Kind glücklicher?
„Mehr“ me-time mit einem Kind
Die größte Herausforderung für mich und meinem Partner am Elternsein ist der drastische Wegfall der jeweiligen me-time. Unsere Hobbies, Ruhepausen, Ehrenämter und Freundschaften können wir längst nicht mehr in dem Ausmaß ausleben, in dem es uns guttun würde und in dem wir ihnen auch gerecht werden. Im Ehrenamt kann ich einfach nicht so viel bewegen, wie es meine Ideale und mein Anspruch wären, Freunde treffe ich selten und dann auch nicht ausgiebig, selbst WhatsApp-Nachrichten beantworte ich so zeitverzögert, dass es ein Wunder ist, dass ich überhaupt noch Freundinnen habe. Die mentalen Kapazitäten sind einfach zu oft ausgeschöpft. Mit einem Kind ist das alles schon schwierig. Wie wäre das dann erst mit zwei Kindern, wenn zwei mini-me‘s meine volle Aufmerksamkeit haben möchten?
Kinderbetreuung einfacher ohne Geschwister
Ist es beim ersten Kind auch noch einfach zu sagen, Schatz, nimm du ihn mal für eine Stunde, ich gehe joggen, wird auch das bei zwei Kindern schwieriger. Ein Kind kann man gut betreuen lassen. Das nehmen dann auch mal die Nachbarn oder die Großeltern, und zwar mit Freude. Sobald es aber mehrere Kinder werden, wird es für die betreuende Person anstrengender und somit weniger häufig ohne schlechtes Gewissen möglich.
Fokussierte Aufmerksamkeit auf das Einzelkind
Wir können uns bei unserem Kleinen voll und ganz auf seine Bedürfnisse und Entwicklung konzentrieren. Wir müssen uns nicht zwischen mehreren Kindern aufteilen. Diese fokussierte Aufmerksamkeit kann zu einer intensiveren Eltern-Kind-Bindung führen und es uns ermöglichen, eine tiefere Beziehung zu unserem Kind aufzubauen. Da hinein spielt auch eine bessere Förderung in den Bereichen Schule und Hobbies. Bei einem Kind ist der Betreuungsschlüssel ungleich besser. Sei es bei den Hausaufgaben, beim Spielen oder im emotionalen Begleiten. Es gibt auch keine konkurrierenden Sportevents am Wochenende, bei denen sich die Eltern aufteilen müssen. Klingt entspannter für uns Einzelkindeltern.
Flexibilität mit nur einem Kind
Mit nur einem Kind ist es oft einfacher, Familienaktivitäten zu planen und den Alltag zu organisieren, da weniger Bedürfnisse und Zeitpläne berücksichtigt werden müssen. Wir Eltern können mehr Zeit und Energie darauf verwenden, qualitativ hochwertige Zeit mit unserem Kind zu verbringen und gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen zu schaffen. Eine Zweifachmama-Freundin hat mir kürzlich erst erzählt, wie anstrengend und unerfüllend es ist, dass die beiden Kids (5 Jahre Altersunterschied) so verschiedene Interessen und Bedürfnisse haben. Es ist schwer ihnen beiden auf einmal gerecht zu werden. Am Ende ist nur ein Kind glücklich und die Eltern gestresst.
Keine Geschwister – keine Geschwisterkonflikte
Was ohne Geschwister wegfällt, sind natürlich Geschwisterrivalitäten und Konflikte. Ich stelle es mir sehr herausfordernd vor hier ständig als Schlichterin unterwegs zu sein. Zwar spielen die Kinder auch oft miteinander, doch irgendwann eskaliert auch das schönste Zusammenspiel. Einzelkind-Eltern müssen sich also weniger Sorgen um Streitereien und Auseinandersetzungen zwischen ihren Kindern machen und können sich stattdessen auf positive Interaktionen und gemeinsame Erlebnisse konzentrieren. Zur Wahrheit gehört hier aber auch, dass Einzelkinder im Idealfall oft und viele Freunde treffen, mit denen es auch zum Streit kommt.
Will ich das Schicksal wirklich nochmal herausfordern?
Nicht unbedeutend ist für mich auch die Tatsache, dass ich mit nur einem Kind das Schicksal nicht erneut herausfordere. Schwanger werden, Verlauf der Schwangerschaft, Geburt, gesundes Kind, Stillen, Entwicklung bis heute, alles verlief reibungslos und ohne Komplikationen. Dafür bin ich so dankbar und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Im engeren Bekanntenkreis gab es Sternenkinder, Fehlgeburten, unangenehme Schwangerschaften und Kinder mit schwerwiegenderen Krankheiten seit Geburt. Das zeigt, es ist nicht selbstverständlich, eine reibungslose Schwangerschaft, Geburt und ein gesundes Kind in den Armen zu halten. Will ich mit einer zweiten Schwangerschaft das Schicksal noch einmal herausfordern? Das bringt mich auch schon zum nächsten Thema: Sorgen.
Sorgen nur um ein Kind
Seitdem ich den Schwangerschaftstest in der Hand hielt, war mein Leben um eine große Sorge reicher. Und diese Sorge wird wahrscheinlich mein ganzes Leben nicht mehr verschwinden. In der Schwangerschaft sorgte ich mich um die Entwicklung des emotionsgeladenen Zellhaufens in meinem Bauch und dass ich ihn 40 Wochen gut durch die Zeit bringe. Während der Geburt sorgten wir uns um Lage des Säuglings und die Herztöne, von da an jede Nacht um das Damoklesschwert plötzlicher Kindstod. Und ihr kennt es… Das geht jetzt unaufhaltsam so weiter: Angst vor Verschlucken, gefährlichen Stürzen, dem Straßenverkehr, Treppensteigen, spitzen Ecken und Kanten, usw.… Man sollte meinen, die werden ja auch größer, dann nimmt das ab. Ich fürchte nur, diese Rechnung geht nicht auf. Später werden wir uns um die nächtlichen Ausflüge unsrer großen Kleinen sorgen. Wie kommt mein Kind nach Hause, geht’s ihm gut? Wir leiden bei ihrem Liebeskummer mit, und so weiter und so fort. Wir haben uns mit unseren Kindern ein echtes Sorgenpaket ans Bein geschnürt. Zwei Kinder bedeutet dann auch mehr Sorgen. Wie auch die Liebe sich verdoppeln wird, werden das leider auch die Sorgen tun.
Finanzielle Vorteile mit Einzelkind und mehr Platz
In meinen Gedankengängen an letzter Stelle kommen die finanziellen Punkte und der Platz. Denn ich denke, daran sollte die Familienplanung nicht scheitern. Man bekommt alles irgendwie hin und darf sich auch nicht an den Insta-Familien messen. Es darf auch klein sein und ein Kinderzimmer kann auch viele Jahre geteilt werden. Man braucht auch nicht zwangsweise eine Familienkutsche. Wir haben zwar nur ein Kind, aber wir haben unser Auto beispielsweise nicht gewechselt, als wir Nachwuchs bekamen. Wir haben nach wie vor unseren dreitürigen Kleinwagen, ohne Zentralverriegelung und Klimaanlage und kommen prima klar. Egal ob wir in den Urlaub fahren oder kleine Möbel transportieren.
Um beim Thema zu bleiben, Einzelkind-Eltern haben aber natürlich mehr Geld für die Bildung, Freizeitaktivitäten und andere Bedürfnisse ihres Kindes zur Verfügung und müssen sich weniger Gedanken über die finanzielle Belastung machen, die mehrere Kinder mit sich bringen. Ich weiß noch, dass das bei Freunden von uns tatsächlich ein sehr belastender Punkt war, als sie von der zweiten Schwangerschaft überrascht wurden und sich wirklich existenzielle Sorgen machten. Rückblickend waren diese jedoch völlig unbegründet.
Es gibt also allerhand Vorteile eines Einzelkinds. Mindestens soviele Nachteile gibt es aber auch. Jede Familie hat ihre eigenen Umstände und Präferenzen, und was für eine Familie funktioniert, mag für eine andere nicht geeignet sein.
Wie erlebt ihr es? Fallen euch noch weitere Vorzüge der Elternschaft mit nur einem Kind ein?