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Interview: Geschwister oder Einzelkind?

In meinem Podcast interviewe ich Eltern der verschiedensten Familienkonstellationen und ergründe mit ihnen gemeinsam ihre Pläne, Entscheidungen und Herausforderungen bei der Familienplanung. Wie finde ich heraus, wieviele Kinder ich haben möchte? Möchte ich ein weiteres Kind? Wie machen das andere?

In meinem ersten Interview hatte ich Christine zu Gast, bei der Mutterschaft sehr lange kein Thema war. Nun hat sie einen einjährigen Sohn und denkt sogar schon über ein zweites Kind nach. Wer das Interview zum Thema Geschwister oder Einzelkind lieber hören möchte, hier geht es zur Podcast-Folge, in der wir bei manchen Fragen noch ausführlicher werden, als hier im Blog.

Seit einem Jahr bist du Mami. Lange Zeit wolltest du gar kein Kind?

Ich war nie der große Kinderfan, mir geht auch jetzt immernoch nicht das Herz auf, wenn ich andere Kinder sehe. In meinem Lebensplan war auch nie festgeschrieben, dass da unbedingt ein, zwei, drei Kinder sein müssen. Das hat aber auch immer mit den Lebensumständen zu tun gehabt und mit meinen damaligen Partnern. Ich wollte nie unbedingt für mich ein Kind, ich habe das immer nur in Kombination mit einem Partner gesehen und das hatte davor einfach nie so gepasst. Da kam gedanklich nie ein Kind zum Vorschein.


Wie hast du dann gemerkt, dass der Kinderwunsch immer mehr in dir aufkam?

Das war der klassische Fall, wie bestimmt bei vielen Frauen – das Alter. Ich werde jetzt im September 39, irgendwann muss man sich entscheiden und kann das nicht noch Jahre vor sich herschieben. Da kommt dann eine Art Zwang auf, dass man darüber nachdenken muss. Bei mir kam noch hinzu, dass mein jetziger Partner und der davor, bereits Kinder haben. Dann denkst du über dieses Thema auch noch mal ganz anders nach. Da sind Kinder in deinem Leben und die sind halt einfach nicht deine. Dann überlegst du, will ich auch ein eigenes.


Du hast ja auch bei deiner Schwester gesehen, dass sie viele Kinder hat und wie Kinder einen erfüllen können. Hat das auch eine Rolle gespielt?

Meine Schwester hat 4 Kinder, ganz wild, in unterschiedlichen Abständen und mit unterschiedlichen Partnern und es klappt super. Das fand ich auch immer schön, aber trotzdem war das nie was, wo ich gesagt hab, das will ich so unbedingt auch. Auch mit Freunden, die Eltern wurden, war das für mich nichts, wo ich gesagt hab, deshalb will ich das jetzt auch. Und ich finde auch immer noch die anderen Kinder, manchmal irgendwie anstrengend. Das hat nie so bei mir gezündet.
Ich habe das nie so gefühlt.


Das kann ich bestätigen, ich habe dich auch eher bei Kindern mit Augenrollen im Kopf, zumindest die frühere Christine. Aber ich find das jetzt so schön bei dir zu sehen, wie du in der Mamarolle aufgehst. Du strahlst mit Fritz um die Wette. Da bin ich immer wieder überrascht und begeistert, das hätte ich so nie erwartet.

Ich auch nicht. Das kennt man vorher ja auch nicht und man kann man sich nicht vorstellen was oder wer da kommt während der Schwangerschaft. Ich hab mich zwar irrsinnig gefreut, aber der hatte ja noch kein Gesicht, das war noch keine Persönlichkeit in dem Sinne, der hatte noch kein Wesen. Da konnte ich mir noch nicht die Liebe vorstellen, die ich jetzt zu ihm habe. Das ist irre, auch jetzt, wo er dann auch mit einem Jahr schon richtige Charakterzüge kriegt. Da muss ich immer grinsen, wenn ich an ihn denke und wenn ich ihn sehe und das macht irrsinnig Spaß. Das hätte ich nie gedacht. Diese Art von Liebe, die ist schon einzigartig. Ich konnte mir immer vorstellen, dass das so ist, aber wenn man das Gefühl noch nicht gefühlt hat, ist es was ganz anderes.


Absolut, das ist eine ganz andere Tür im Herzen, die noch mal aufging. Was würdest du denn jetzt nach einem Jahr Mama sein, sagen? Was waren oder sind die größten Herausforderungen als Mama?

Das ist ne schwierige Frage. Ich muss sagen, ich bin von nichts überrascht. Manche Herausforderung sind intensiver als ich dachte. Ich wusste, der Schlaf wird schwierig. Ich wusste, Work Life Balance wird schwierig. Ich bin ja auch relativ früh wieder arbeiten gegangen. Dazu muss ich auch sagen, ich bin jetzt nächsten Monat schon wieder bei 100 Prozent. Und mein Partner ist ja auch bei 100 Prozent. Das geht aber, weil wir den gleichen Arbeitgeber haben und wir viel Flexibilität haben. Trotzdem ist es natürlich herausfordernd. Ich dachte, die Müdigkeit geht irgendwann auch wieder weg. Ich dachte, man hat das Baby und dann irgendwann schläft das auch mal durch. Weit gefehlt. Was ich auch unterschätzt habe ist das Körperliche. Ich merke jetzt, dass mein Körper eine Pause braucht. Ich hatte einen Steißbeinbruch durch die Geburt, ich hatte einen Bandscheibenvorfall, der dieses Frühjahr operiert wurde und ich merke, dass mein Körper gerade sagt Stopp. Der knackst und knackt, alles tut irgendwie weh, wenn ich morgens aus dem Bett steige. Mir tun selbst die Füße beim Laufen weh. Das ist auch so ein Thema, wo ich denke, dass mein Körper noch eine Schwangerschaft jetzt gar nicht schaffen würde.


Bei mir war oder ist tatsächlich Schlafmangel das größte Problem. Wenn ich zu wenig Schlaf hab, bin ich selber so unausgeglichen und habe dann auch keine Reserven. Das ist für alle Beteiligten einfach nur schlecht.

Ja, total. Und das hört ja nicht auf, so wie ich das verstanden habe von anderen. Selbst ein Dreijähriger steht ja immer noch mal auf. Ich glaube, damit müssen wir leben, dass das jetzt einfach sehr, sehr lange Zeit so bleiben wird.


Kürzlich hast du mich gefragt, wie es bei mir mit einem zweiten Kind aussieht, da bin ich nach wie vor bei meinen 95 zu 5 Prozent. Wir fühlen uns zu dritt komplett, aber ich will niemals nie sagen. Deshalb sage ich immer 95 Prozent. Zu 5 Prozent könnte vielleicht noch ein zweites kommen. Ich werde 39 Jahre alt im Dezember, bevor ich nicht, ich sag mal, 42 bin, sage ich nicht, dass wir zu hundert Prozent zu dritt komplett sind, man weiß nie, was noch kommt und wie man sich dann fühlt. Eigentlich war das maximale Mamawerdalter für mich mal 40, aber da ich weiß, dass das so nah ist, habe ich es auf 42 hochgeschubst. Und wenn das Kind Nummer eins 5 Jahre alt ist, vielleicht bekomme ich dann einen Rappel und denk boah, jetzt hätte möchte ich unbedingt noch ein zweites Kind.

Und du hast auf die Frage geantwortet, dass es bei euch 50/50 steht. Da war ich total überrascht, unter anderem, weil dein Partner ja auch schon ein Kind hat. Ich hätte nicht gedacht, dass er auch den Wunsch nach einem weiteren Kind verspürt. Vielleicht kannst du da noch mal was zu erzählen, wie die Gefühle gegenüber einem zweiten Kind bei dir sind. Warum kannst du dir noch ein Kind vorstellen? Und was hält dich noch zu 50 Prozent davon ab?

Ja, das sind ja so Zahlen, die man einfach in den Raum wirft. Tatsächlich ist es glaube ich sogar mehr als 50/50. Also eine stärkere Tendenz zu einem weiteren Kind. Ich hole mal ein bisschen aus: Wir haben eigentlich immer gesagt, es bleibt bei einem. Weil mein Partner eben schon ein Kind hat und weil Fritz bereits ein Kompromiss war. Wenn überhaupt ein Kind, dann nur eines. Plus, was man dann ja alles noch dazu denken muss, wenn ein weiteres Kind dazukommt, da hängt ja ein Rattenschwanz dran. Deswegen hab ich immer gesagt ein Kind, und ich hab auch nur ein Kind gesehen und das ist immer noch ein bisschen so. Ich sehe aktuell kein zweites Kind vor mir visuell oder auch Fritz neben einem zweiten Kind.

Wir haben auch immer gesagt, es bleibt bei einem und dann macht Philipp nach der Geburt eine Vasektomie. Das ist überhaupt nichts Schlimmes und eigentlich das Cleverste was man machen kann, wenn der Kinderwunsch wirklich abgeschlossen ist. Die Pille tue ich mir sicherlich nicht noch mal an. Und für den Mann ist das ein relativ kleiner Eingriff. Aber diese Vasektomie ist dann halt richtig endgültig, richtig, richtig endgültig. Und als das Thema aufkam, da haben wir beide noch mal überlegt, denn ein Hintertürchen hat man bei der Vasektomie dann irgendwie nicht mehr. Es hat uns also nochmal ins Grübeln gebracht, ob wir wirklich kein zweites Kind haben möchten. Und, wenn ich mir jetzt Fritz betrachte, finde ich es irgendwie so schade, wenn er ein Einzelkind bleibt. Dazu eine kleine Anekdote: Wir saßen letztens in einem Restaurant und haben gegessen, das machen wir mit Fritz total oft und da war ein älteres Paar mit seiner Tochter, die hat irgendeinen Abschluss gemacht. Und diese Eltern saßen dieser eine Tochter gegenüber und die Tochter hat erzählt und gemacht und das war total traurig. Das war ganz merkwürdig, dieses eine Kind im Fokus, die hat auch total ich bezogen und die ganze Zeit geredet. Das war eine ganz unangenehme Chose, das hatte für mich mit Familie nicht viel zu tun. Ich habe selbst zwei Schwestern, wir sind eine relativ große Familie. Wir haben kein so emotional enges Verhältnis, aber wir sehen uns oft und dann wird immer kurz gegessen getrunken und dann geht auch jeder wieder seiner Wege. Das ist Trubelig und das an diesen Nachbartisch im Restaurant war alles andere als Trubelig. Das war ein Ausfragen der Tochter und das hat sich nicht gut angefühlt. Da habe ich gedacht, das möchte ich nicht, nicht für mich und auch nicht für Fritz.


Wobei das auch an den Eltern liegen kann. Vielleicht waren das Schnarchnasen und sie älteren Semesters? Ich erinnere mich, dass wir beide das Thema Geschwister schon oft hatten, selbst bevor wir Eltern waren. Da hast du immer zu mir gesagt, weil ich das Argument mit dem Geschwisterkind gebracht hab, dass es keine Garantie gäbe, dass die Geschwister sich auch gut verstehen.

Hundert prozentig, das sehe ich auch immer noch so. Das hörst, du von ganz vielen, dass da kein Kontakt mehr ist, dass es richtige Streitereien gibt. Da denke ich mir dann auch immer das liegt doch bestimmt mit an den Eltern. Schaffen sie irgendwie Konkurrenz oder sowas. Das kannst du nie wissen, das stimmt schon. Ich habe auch nicht den Anspruch, dass das die größte Liebe sein muss zwischen Geschwistern. Familie hat man halt an der Backe und dann probiert man es bestmöglich zu akzeptieren und hat aber immer einen Anker im Leben. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, wenn wir später alt sind, dann hat Fritz niemanden mehr, der da ist, das finde ich schade.


Ich kenne die Argumente, ich hab mich damit ja jetzt auch viel beschäftigt und die schleichen sich bei mir auch immer ein. Vor allem wenn ich Geschwisterkinder sehe, wie toll die miteinander spielen, im Urlaub und so. Es ist dann eben die Aufgabe von Einkindmamas und-papas irgendwie einen Rahmen zu schaffen, der das ausgleicht. Ein Open House, dass allen Freunden immer offen steht. Die Kontaktpflege mit anderen Kids ist viel Arbeit und anstrengend und ob es gelingt, weiß man nachher auch nicht. Da ist Familie, wie du schon sagst, der feste, selbstverständliche Anker.

Du hast meine Blogbeiträge seit Beginn gelesen, auch die zu „Vorteile Einzelkind“ und „Nachteile Einzelkind“. Deine Rückmeldung dazu fand ich total spannend, weil du danach zu mir gesagt hast, wenn du dir die beiden Beiträge durchliest, würdest du dich fragen, warum man überhaupt überlegt, ein Einzelkind zu kriegen. Die Nachteile eines Einzelkinds haben dich scheinbar mehr getriggert.

Genau. Die Beiträge für sich sind komplett richtig, aber ich fand die Wertigkeit der einzelnen Punkte für mich nicht passend. Die Nachteile sind in meinen Augen so krass ich bezogen. Ich bin ja keine Person, die me-Time braucht. Das Wort me-Time gab es für mich vorher nicht und brauch ich auch nicht. Wenn ich mir mal die Nägel lackieren kann, ist das meine me-Time. Ich brauche das nicht für mich, ich brauche auch nicht mal Ruhe für mich. Wenn man den Argumenten Punkte geben würde und sie gewichtet, dann sind die Kontraargumente gegen ein weiteres Kind, finde ich so gering. Aber das muss jeder für sich selbst wissen. Ich habe eine Freundin, die braucht unglaublich viel Zeit für sich und wenn die die nicht hat geht sie auf dem Zahnfleisch.


J
a, so geht es vielen, mich und meinen Partner eingeschlossen. Und wenn beide Elternteile viel me-Time benötigen, kann es schon mal schwierig werden.

Diese gleiche Freundin überlegt gerade überhaupt ein Kind zu kriegen und ist tatsächlich aktuell eher bei einem Nein. Dazu kommen bei ihr finanzielle Risiken. Sie weiß nicht, ob sie das hinkriegt und natürlich ist das eine riesen Komponente bei einem Kind. Aber das ist in meinen Augen auch eine Prioritätensache. Ich wüsste, die Freundin kriegt das hin mit einem Kind finanziell, aber dann ist halt ein vierwöchiger Urlaub nach Südafrika jährlich nicht drin. Das ist es ja, wovor die Leute Angst haben. Das gilt auch für Wohnungen. Bei einem weiteren Kind bräuchten wir eine andere Wohnung und die könnten wir uns dann so in der Mainzer Neustadt nicht mehr leisten, dann müssten wir woanders hinziehen. Das sind die Luxusprobleme, die wir haben. Wir müssten halt Abstriche woanders machen und dazu muss man bereit sein oder nicht.


Wie würdest du sagen ist euer Plan ein zweites Kind zu bekommen, wenn du es jetzt heute in Worte fassen müsstest?

Tatsächlich ist es so, dass mein Partner und ich schon viel zu oft darüber sprechen, als dass man es einfach wieder vom Tisch kehren könnte. Wir sprechen nicht ernst drüber, sondern immer so aus Spaß. Wir albern immer mit dem Namen Knut und als Mädchenname Knute. Und der Projektname ist schon viel zu oft gesagt worden, als dass man das Thema ignorieren könnte. Man sagt ja immer Sachen im Spaß, die dann doch ein bisschen ernst sind. Um der Sache die Schwere zu nehmen, um dann nicht direkt drüber entscheiden zu müssen.
Wir struggeln gerade so ein bisschen mit der Wohnsituation. Wir lieben die Mainzer Neustadt und haben hier eine tolle Mietwohnung, die ist aber extrem teuer und wir wollen gern irgendwas eigenheimmäßiges haben. Daran hängt ja auch wohin die Reise geht und ob da noch ein zweites Kind kommt. Philipp hat wie gesagt schon eine Tochter, die jedes zweite Wochenende bei uns ist. Da bräuchten wir drei Kinderzimmer. Unter einer knappen Million brauchst du da in Mainz Innenstadtlage gar nicht zu schauen. Also überlegen wir gerade in meinen Heimatort zurückzugehen, weil da hätten wir das Elternhaus. Mit der Option im Hinterkopf können wir uns vorstellen, im nächsten Sommer mit dem zweiten Kind loszulegen.

Dann bist du 40, wenn das Kind kommt.

40 ist ja kein Alter mehr. Ich habe bei Fritz mit 37 ja auch schon als Risikoschwangerschaft gegolten. Das ist mir mittlerweile egal. Aber, der Gedanke, nächstes Jahr im Sommer anzufangen, macht mir fast schon wieder Angst, auch jobtechnisch. Kürzlich hatte ich eine Situation bei meiner Arbeit und meine Chefin sagt irgendwas nach dem Motto „und dann ist die Christine ja ausgefallen“, sie meinte das rückwirkend, und die Geschäftsführerin hatte das so verstanden, als würde ich jetzt bald wieder ausfallen, weil ich schwanger bin. Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen müssen. Das war eine Mischung aus Schock, Enttäuschung und Panik. Wenn ich jetzt mit dieser Botschaft tatsächlich auf der Arbeit ankommen würde, wäre das gar nicht so cool.


Da muss man sich frei von machen! Die erste Reaktion meines Chefs war „scheisse, scheisse, scheisse, scheisse“ und am Ende hat alles wunderbar geklappt mit einer Elternzeitvertretung, die gut ausgewählt war. Man kriegt alles hin! Vom Arbeitgeber sollte man sich nicht leiten lassen.

Würden die auch. Ich mache mir da selbst ein bisschen Druck und Stress und muss gelassener werden.

Grundsätzlich finde ich es eine krasse Entscheidung. Wollen wir noch ein weiteres Kind bzw. sollen wir noch ein weiteres Kind bekommen? Und dann ist da ja auch immer noch die Frage klappt es überhaupt?
Bei uns hat das beim ersten Kind glücklicherweise direkt geklappt, wir hatten noch nicht mal richtig angefangen. Ich weiß aber, dass das überhaupt nicht selbstverständlich ist. Fast überall in meinem Freundeskreis und wo ich sonst hingucke klappt es nicht direkt. Selbst bei denen, die beim ersten Kind Glück hatten, hat es beim zweiten unfassbar lange gedauert. Wenn man in zwei Jahren quasi noch ein Kind möchte, sollte man lieber in einem Jahr schon mal anfangen. So ist das halt mit der biologischen Uhr.


Ertappst du dich auch manchmal bei dem Gedanken: ‚Das hat beim ersten Mal jetzt alles so gut geklappt Schwangerschaft, schwanger werden, Geburt, gesundes Kind, entwickelt sich prächtig will ich das Schicksal wirklich noch mal herausfordern‘? Gerade weil wir auch Risikoschwangerschaftseltern sind. Wie bewertest du den Punkt oder hast du da Gedanken zu?

Ja völlig, wobei bei mir war es gar nicht so easy. Die Schwangerschaft war jetzt nicht nur doof, aber ich habe den letzten Monat kaum mehr geschlafen, ich hatte Übelkeit am Anfang. Also es war jetzt gar nicht so super easy, ich hab es nicht so genossen wie du. Und dann noch den Steißbeinbruch und auch danach die Beschwerlichkeiten…aber das Kind an sich ist top! Das kam perfekt auf die Welt und macht nur Freude. Ich denk mir manchmal, egal was jetzt kommt, das Kind kann ja gar nicht so cool sein wie Fritz. Was natürlich Quatsch ist, aber man kennt das Wesen eben noch nicht. Da bin ich gleichzeitig aber auch super neugierig drauf, also, was könnte da denn noch mal rauskommen und aber gleichzeitig denke ich auch what the f***?

Ich stehe hier manchmal und denke, zum Glück habe ich die Maschine Wäsche angekriegt, warum soll ich mir noch mehr Load aufhalsen? Was das für ein Stressfaktor ist, ein zweites Kind. Dann musst du alles doppelt machen, ich weiß gar nicht, wie das andere schaffen.


Das, und wovor ich so Respekt habe ist, dass dann nicht mehr nur zwei, sondern vier Hände an einem reißen. Wie werde ich beiden Kindern gerecht? Denn die haben ja total andere Bedürfnisse, vor allem, wenn ein Altersunterschied da ist.

Ja das stimmt, ich glaube aber, das tut denen ganz gut, wenn man nicht so ein Geschiss um jedes macht. Was wir am Anfang bei dem ersten alles gemacht haben, das war ja schon teilweise lächerlich. Da wurden Temperaturen beim Sterilisieren abgemessen. Ich glaube, man macht beim zweiten Kind sehr viel „Ah ja, passt schon“ und es ist glaube ich gar nicht so verkehrt, wenn nicht immer 100-prozentiger Fokus und Aufmerksamkeit auf dem Kind landen. Ich glaube, der Mensch ist nicht zum alleine sein gemacht. Gleichzeitig habe ich eine gute Freundin, die Einzelkind ist. Sie ist das komplette Gegenteil vom klassischen Einzelkind-Klischee. Sie ist super gesellig. Bei denen herrschte aber auch immer eine Open Door Policy zu Hause.

Am Ende ist es eine egoistische Entscheidung, ob du „nur“ ein Kind bekommst oder mehrere. Dabei meine ich egoistisch gar nicht negativ. Ich muss ja damit klarkommen, ICH könnte ja den Gedanken nicht ertragen, dass Fritz später alleine ist. Ihm macht’s vielleicht gar nichts aus.


Genau, ich glaube, Einzelkindern geht es gar nicht so schlecht, wie man es dann manchmal denkt, weil sie auch viel Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen und besser gefördert werden können.

Ja, ich finde es ist spannend. Aber wie gesagt bei uns tendiert es gerade eher pro zweites Kind. Um etwas Druck rauszunehmen ich würde es gerne mehr so dem Schicksal überlassen, einfach mal ein bisschen probieren und wenn es klappt, klappt es und wenn nicht, dann nicht.


Wenn man schon die Entscheidung trifft, es dem Zufall überlassen zu wollen, dann ist man pro zweites Kind. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Fritz ein Geschwisterchen bekommt.

Genau, aber frühestens Anfang, ab nächstem Jahr, dann wäre Fritz fast drei, wenn Nummer zwei auf die Welt käme.


Bei Euch im Freundeskreis kriegen jetzt mindestens zwei Paare, von denen du mir erzählt hast, auch ein zweites Kind. Meinst du, das hat auch was mit euch gemacht? Bei mir springt dann immer noch mal die Maschine an: Die kriegen noch ein zweites Kind. Wollen wir nicht doch auch ein zweites? Kennst du die Gedanken?

Ja, wobei es gerade umgekehrt ist. Tatsächlich überwiegt bei mir die Zahl derer, die bei einem Kind bleiben. Du, dann die andere eben besagte Freundin, deren Freundin auch und dann ist da ich noch jemand gewesen, der ganz klar gesagt hat, ich bleibe Einkindmama. Die Kinder sind alle so im Alter von Fritz und da frag ich auch ständig nach, ob es bei einem Kind bleibt. Und die bleiben ganz Standhaft und sagen nee, das bleibt auf jeden Fall bei einem Kind, ganz sicher. Die sind total safe damit und auch fein.


Das finde ich immer bemerkenswert. Weil, ich beschäftige mich ja sehr viel mit dem Thema und hab ja nicht umsonst auch den Blog und den Podcast dazu ins Leben gerufen. Ich würde mich selbst auch nicht als krasse Wackelkandidatin bezeichnen, aber ich kann noch nicht zu 100 fixen Prozent sagen nee, es bleibt bei einem, auch wenn es sehr wahrscheinlich ist.

Die haben das auch nicht so ausschweifend begründet. Es bleibt bei einem, ganz sicher, Punkt! Und deswegen nehme ich denen das voll ab. Bei uns rattert das Gehirn. Manchmal hab ich das Gefühl, man sucht halt gute Gründe dafür kein zweites Kind zu kriegen. Als Selbstschutz einfach, weil vielleicht der Wunsch doch da ist nach dem zweiten Kind. Wir aber versuchen uns rational zu begründen, warum ein Kind besser wäre, Denn der höhere Workload liegt bei uns, das wissen wir und gerade mit dem zweiten wird es noch intensiver.


Ich glaube, der Wunsch nach einem zweiten, dritten, vierten oder fünften Kind ist von Natur aus in uns verankert. Man hat ja nicht umsonst seinen Zyklus, der geht ja immer weiter bis zu den Wechseljahren und erinnert uns Frauen alle vier Wochen daran, dass wir gebärfähig sind und unsere Gebärmutter und die Eizellen in den Startlöchern stehen. Und ich glaube so lange sich das Zyklusrad weiter dreht und man noch nicht in den Wechseljahren ist, treibt einen das Thema umher. Bei uns war es ja so, dass mein Freund eher kein zweites wollte und ich mich immer mehr mit dem Thema beschäftigt habe und dadurch zu dem Schluss kam, OK, Einzelkind-Mama sein ist eigentlich auch cool und voll in Ordnung.

Genau, denn der Umkehrschluss wäre, eure Beziehung würde daran zerbrechen, wenn du darauf bestündest oder du versuchst deinen Partner zu überreden. Und sind wir mal ehrlich, Bittstellerin für ein zweites Kind werden will keine. Das geht dann eh in die Hose. Und ich persönlich will ja kein Kind des Kindes wegen, sondern wegen einer Familie.

Schlussendlich sind es die Lebensentwürfe, die passen müssen, aber wie gesagt meistens kann man sich alles passend machen, man muss es nur wollen und die Prioritäten verschieben.


Es ist so, und wenn man Schwangerschaftstest in der Hand hat, gewollt oder ungewollt, kriegt man alles hin, bin ich auch fest von überzeugt. Dann darf man das Wunder noch ein weiteres Mal erleben.

Das ist auch so eine Sache, ich hab bis vor kurzem ja gedacht, das eine war es. Also alles, was ich bisher mit Fritz erlebt habe habe ich so erlebt, dass es mir nur einmal passiert: einmal die Geburt, einmal stillen, einmal den Schwangerschaftstest in der Hand haben und es war für mich klar, das kommt nie wieder. Diese Abschiede, die man dabei entsprechend hat, sind nicht so schlimm, wenn man weiß, es kommt noch einmal mit einem weiteren Kind. Und da muss ich sagen, der Gedanke, dass das vielleicht noch einmal kommen könnte, ist auch ein bisschen aufregend.


Das war bei mir beim Abstillen ein schwieriger Prozess. Es war da bereits klar, dass es wahrscheinlich nur bei dem einen Kind bleiben wird. Da war mir richtig schwer ums Herz. Ich kenne ähnliche Gefühle auch vom Besuch beim Frauenarzt. Wenn ich da Frauen mit ihren schwangeren Bäuchen sehe, dann denke ich wehmütig an das aufregende Gefühl zurück, wenn man noch nicht weiß, wer steckt da in einem und diese Verbindung zum Kind zu spüren. Das nicht noch einmal zu erleben, finde ich manchmal traurig, Diese innere Verbindung zum Kind ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Gleiches gilt für den Moment unmittelbar nach der Geburt, wenn das Bündel Glück auf deine Brust gelegt wird.

Ich bin sehr gespannt, was der Podcast für Deine Reise bedeutet, weil ich hör da immer noch so ein bisschen was raus.


Ja, mindestens 5 Prozent, ich bin auch gespannt, in fünf Jahren wissen wir mehr. Mein aktueller Fünfjahresplan enthält jedenfalls kein weiteres Kind.

Ich hatte noch nie einen Fünfjahresplan und werde auch nie einen haben. Ich habe Tagespläne, manchmal, wenn es gut läuft, habe ich Wochenpläne. Am Ende muss jeder auf seine Bauchstimme hören, weil die Bauchstimme ist die richtige. Der Kopf alleine kann das nicht entscheiden!

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