Fomo – fear of missing out! Die Angst, etwas zu verpassen. Angst davor, dass die Erfahrungen anderer besser, außergewöhnlicher und erfüllender sein könnten als die eigenen. Gilt das auch beim Kinderkriegen?
Kürzlich habe ich einen Blogbeitrag dazu geschrieben, dass es sich doof anfühlt, wenn mir eine Familie begegnet, von der ich denke, sie sei eine Einkindfamilie, sich dann aber herausstellt, dass sie doch mehrere Kinder haben. Neben den Aspekten, die ich darin nenne, vor allem eine verbündete Mami zu verlieren, kam mir dann später der Gedanke, dass es sich bei dem Gefühl auch zusätzlich um Fomo handeln könnte.
Verpasse ich etwas, wenn ich kein zweites Kind bekomme?
Obwohl mein Partner und ich uns mit unserem Kleinen komplett fühlen, vergleichen wir, bzw. ich, unsere Entscheidung mit weiteren Alternativen. Sehe ich glückliche Familien mit zwei Kindern, melden sich manchmal Zweifel. Die Sorge, dass eine bessere Option vorhanden sein könnte. Wenn ich nicht auch ein zweites Kind bekomme, verpasse ich bestimmt etwas. Ich verpasse es zu sehen, wie es wäre ggf. auch eine Tochter zu haben. Ich werde auch nie erfahren, wie sich die doppelte Kinderliebe anfühlt, wie schön und erfüllend es wohl sein mag, die Kinder als Geschwister, als unzertrennliche Buddies fürs Leben, zu sehen.
Erst kürzlich sprach ich wieder mit einer Bekannten auf einer Party, die zwei Kinder hat. Und wenn sie so erzählt, wie toll die beiden Kids zusammen spielen und sich gegenseitig einfordern, kam in mir tatsächlich auch wieder eine Fomo-Stimme zum Vorschein. Verpasse ich was, wenn ich kein zweites Kind bekomme? Zwei-Kind-Familien transportieren eine gewisse Familienromantik, von der glücklichen Familie, in der mehr Leben, Erfüllung und soziale Interaktion stattzufinden scheinen. Will ich das wirklich an mir vorbeiziehen lassen? Verpasse ich da nicht etwas?
Diese Gedanken tun sich immer schnell auf. Auf der anderen Seite scheint das Gras eben etwas grüner zu sein. Und natürlich wird auch kaum eine Mutter sagen, dass sie lieber ein Kind weniger hätte. Sind sie nämlich erst einmal da, will man sie selbstverständlich nicht mehr missen und kann sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Aber drehen wir den Spieß mal um.
Verpasse ich etwas, weil ich ein zweites Kind bekomme?
Genau so kann man sich auch fragen: Verpasse ich etwas in meinem Leben, wenn ich noch ein zweites Kind bekomme? Verpasse ich Jahre des unbeschwerteren Glücks? Verpasse ich eine intakte Beziehung, weil das zweite Kind die Partnerschaft zu sehr strapaziert? Schiebe ich Träume und Wünsche noch weiter auf? Man steckt bei dem Thema einfach nicht drin.
Alles kann sein, muss aber nicht so sein. Da gibt es auch dieses schöne Zitat von Soren Kierkegaard: “Tu es oder tu es nicht, du wirst beides bereuen!”
Was kann ich gegen Fomo tun?
Der Nährboden der FOMO ist der Vergleich mit anderen. Uns sollte es total egal sein, wenn andere Familien mit zwei Kindern das pure Glück ausstrahlen. Wenn du dich mit deinem/deiner Partner*in und eurem Kind zu dritt super fühlst, dann ist das so. Und dann sollten wir auch nicht ständig in den Vergleich mit anderen treten und uns hinterfragen, ob wir denn auch wirklich schon glücklich genug sind oder ob wir was verpassen.
Bei jeder einzelnen Entscheidung, die man trifft, entscheidet man sich gleichzeitig gegen etwas anderes. Damit geht es ganz natürlich einher, dass man eben diese Option verpasst, dafür aber alle Vorzüge der gewählten Option ausleben und genießen kann. Genießen wir also die vielen Vorzüge als Einkindeltern und freuen uns über unsere kleinen Wunderwesen und sind dankbar für die tolle Familie, die wir haben.
Mehr Joy of missing out in unserem Leben
Jomo – Joy of missing out. Das Glück, etwas nicht zu tun. In meinen Augen stellt Jomo eine wichtige Ausprägung der emotionalen Intelligenz dar, die wir viel mehr leben müssten. Wie selbstzerstörerisch ist der permanente Vergleich mit anderen und wie heilsam ist es, bei sich zu bleiben, bei den eigenen Wünschen und Lebensvorstellungen. Und dennoch fällt es uns so schwer, unsere Gedanken hier rational und klug zu steuern. Wenn wir den wettbewerbsorientierten und ängstlichen Teil in unserem Gehirn freimachen würden, hätten wir viel mehr Kapazitäten frei, um unsere wahren Prioritäten zu verwirklichen.
Was hierbei hilft, ist, sich die eigenen Ziele im Leben nochmal zu vergegenwärtigen. Was will ich überhaupt? Wie stelle ich mir mein Leben in 5, 10, 15 Jahren vor? Passt mein aktuelles Lebensmodell dazu? Wenn wir unsere Entscheidung “nur” ein Kind zu bekommen regelmäßig mit unseren eigenen Lebenszielen abgleichen, lösen sich unsere Zweifel, ob wir nicht doch noch ein weiteres Kind bekommen sollten, ganz von selbst in Luft auf. Ohne nach links und rechts zu schauen, wie es denn die anderen machen. Jede Familie hat ihre eigenen Lebensvorstellungen und die Familienplanung, die für die einen gilt, ist für andere ganz und gar nicht erfüllend. Das müssen wir uns immer wieder klar machen.
Genießen wir also den Joy of missing out – die Freude, die wir haben, in dem wir gewisse Optionen ausschlagen und nicht daran teilhaben, weil sie eben nicht zu uns passen. Genießen wir es, Einkindmama oder Einkindpapa zu sein. Gerade bin ich zum Beispiel mit meinem Kleinen alleine auf Reisen, was ich mir mit zwei Kindern ohne den Papa nicht hätte vorstellen können. Ich genieße die Freiheit, das tun zu können und meinem Wunsch zu verreisen, obwohl mein Partner keinen Urlaub nehmen kann, einfach nachzukommen.
Kennt ihr Fomo in Bezug aufs Kinderkriegen? Oder seid ihr eher Team Jomo?